Pavillon der Religionen - Offene Spiritualität

Offene Spiritualität

Offene Spiritualität bezeichnet die spirituelle Orientierung vieler Menschen, die sich zwar nicht einem bestimmten Glauben, einer bestimmten Religion oder einem bestimmten spirituellen Weg verpflichtet fühlen, für die jedoch Spiritualität in ihrem Leben grundsätzlich eine große Bedeutung hat.

Hierzu zählen Bezeichnungen wie Transkonfessionelle Spiritualität, Integrale Spiritualität, Spirituelles Bewusstsein, Evolutionäre Spiritualität.
 
Charakteristisch für offene Spiritualität sind die individuelle spirituelle Suche, das Infragestellen jeglicher Konzepte und Vorstellungen und die Integration von Spiritualität in das tägliche Leben.
Offene Spiritualität bezieht sich auf das konzeptionell nicht Erfassbare, das die gesamte Existenz durchdringt. Es wird bezeichnet als das Unbekannte, das Mysterium, das Größere, das Transzendente, der grundlose Grund, das Absolute usw.
Pavillon der Religionen - Offene Spiritualität

Wege

Menschen mit offener Spiritualität nutzen Methoden und Wege verschiedenster religiöser oder spiritueller Richtungen für eine Zeit, ohne mit ihnen identifiziert zu sein. Sie ergänzen oder verändern sie, um mehr innere Tiefe und Weite zu erlangen, und betrachten ihre eigene Entwicklung als prinzipiell offen. Oder sie erforschen ohne konventionelle Methodik direkt oder mit neuen Methoden ihr eigenes Bewusstsein, das sie weiter entfalten. Menschen mit offener Spiritualität versuchen ein spirituelles Leben zu führen und einen spirituellen Bezug in ihrem Tun und ihrer Beziehung zu anderen Menschen zu erhalten. Durch ihre Kultur- und Religionsungebundene Grundhaltung sind sie offen für spirituelle Gemeinschaftserfahrungen, die nicht durch die traditionellen Glaubensgemeinschaften geprägt sind. Im Sinne kollektiver Spiritualität erfahren sie Verbundenheit mit anderen Menschen und Teilhabe am lebendigen Kosmos.

Pavillon der Religionen - Offene Spiritualität

Kugel

Die Glaskugel symbolisiert die größere Ganzheit, in der alles Existierende aufgehoben ist. Zugleich weist sie hin auf das Formlose und Transparente der Transzendenz. Ihre Durchsichtigkeit und Leere verweist auf die Offenheit des Bewußtseins für alle Formen und Erscheinungen.

Verbreitung

Menschen mit offener Spiritualität sind nicht organisiert. Sie finden sich in allen Kulturen, in vielen spirituellen oder religiösen
Wegen und gehen oft recht unauffällig ihren Weg. Vermutlich stellen sie inzwischen einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung
dar.

Texte

Ich suche nicht, ich finde.
Suchen ist das Ausgehen von alten Beständen und ein Finden-Wollen
von bereits Bekanntem im Neuen.
Finden, das ist das völlig Neue!
Das Neue auch in der Bewegung.
Alle Wege sind offen, und was gefunden wird,ist unbekannt.
Es ist ein Wagnis – ein heiliges Abenteuer
 
Pablo Picasso
Siehe, ich wusste es sind solche,
die nie den gemeinsamen Gang
lernten zwischen den Menschen;
sondern der Aufgang in plötzlich entatmete Himmel war ihr Erstes.
Der Flug durch der Liebe Jahrtausende ihr Nächstes, Unendliches.
Eh sie noch lächelten weinten sie schon vor Freude;
eh sie noch weinten war die Freude schon ewig
Frage mich nicht wie lange sie fühlten;
wie lange sah man sie noch?
Denn unsichtbare sind unsägliche Himmel über der inneren Landschaft.
Eines ist Schicksal.
Da werden die Menschen sichtbarer.
Stehn wie Türme. Verfalln.
Aber die Liebenden gehn
über der eigenen Zerstörung ewig hervor;
denn aus dem Ewigen ist kein Ausweg.
Wer wiederruft Jubel?
 

Rainer Maria Rilke

Die Sonne des ersten Tages
hatte gefragt,
als das Sein neu erschien:
“Wer bist du?”
Keine Antwort kam.
Jahrum Jahr verging.
Der letzte Sonnenstrahl des Tages
fragte ein letztes Mal
am Westmeerstrand
in den stummen Abend:
“Wer bist du?”
Keine Antwort.
 

Rabindranath Tagore